Es kam, wie es kommen musste: Nun erhält die Hauptfigur des neuen Romans mehr und mehr autistische Züge. Während ich innerlich jubele und endlich nicht mehr in allen Figuren "Normal-sein" imitieren muss, stelle ich mir auch die Frage: Wie weit darf ich mich als Autorin von meinen Lesern entfernen?
So viel ist sicher: Der Großteil meiner Leser sind "NTs", "neurotypische" Personen, nicht-autistisch. Wenn ich nun meine Hauptfigur mehr und mehr mit meiner Stimme sprechen, meine Sinneseindrücke wahrnehmen lasse - können und wollen sich Leser dann überhaupt noch mit meinem Finn identifizieren? Denn es soll keine Geschichte über Autismus werden, genausowenig wie Magie im Vordergrund steht, obwohl der Roman im Genre "Fantasy" angelegt ist. Finn ist einfach nur zufällig ein bisschen "Aspie". Es passt zu ihm. Viele "NTs" stehen am unteren Rand des Autismus-Spektrums, da reicht es schon, introvertiert oder schüchtern zu sein. Werden mir meine Leser Finns Charakter glauben?
Mein erster Roman, "Elaine", hatte ähnliche Startschwierigkeiten. Viele konnten in den ersten Entwürfen Elaines Gefühle und Handlungen nicht nachvollziehen, zu fremd schien alles. "Unlogisch", irgendwie, dabei sind gerade Autisten diejenigen, die alles aufs Logische reduzieren. Vielleicht war das das Problem? In Sinneswahrnehmungen zu schwelgen, aber Emotionen logisch auseinanderzupflücken?
Nun, wir werden sehen. Ich bin fest entschlossen, das Experiment zu wagen. Mit Band 1 der Reihe "Elemente" hatte ich Luisa zum Leben erweckt, die mir so fern war wie nur irgend möglich. Ein Versuch. Ganz gut anscheinend. Nun komme ich mit Finn wieder zu meiner eigenen Person zurück - und bin sehr gespannt, wie ihr "da draußen" ihn akzeptiert. Ich werde mir viel Mühe geben, euch auf eine Reise mitzunehmen, die euch unsere Unterschiede vergessen lässt! Malen wir uns die Welt neuro-bunt ;)
Charakterbasierte Romane schreiben - und das mit Asperger-Syndrom? Beim Entwickeln von Figuren für meine Romane habe ich überhaupt erst gelernt zu verstehen, was "normale Menschen" meinen, wenn sie von Gefühlen reden. Schließlich sollen meine Bücher nicht nur von Aspies gelesen werden. Aber die Sache mit den Gefühlen, hm ... Hier ist etwas, das sich nicht vom Verstand analysieren und mit Logik erklären lässt ... Folgt mir auf eine ganz persönliche Entdeckungsreise!
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